4. Gent, Stadt an der Leie und Schelde

Von Brüssel nach Gent sind es nur 60 km. Die nach Antwerpen zweitgrösste Stadt Belgiens hat rund 264’000 Einwohner. Die Innenstadt ist (fast) verkehrsfrei. Für die Fahrt zum Hotel Den Briel mussten wir online eine Bewilligung einholen. Alle Fahrzeuge werden per Videoüberwachung registriert. Den Lenkern von Autos mit ausländischen Kennzeichen gilt ihr besonderes Augenmerk, falls sie den ausführlichen Fragebogen nicht bereits ausgefüllt und bezahlt haben. Wir können unseren Wagen im hoteleigenen Parkhaus stehen lassen. Bis in den historischen Stadtkern ist es zu Fuss knapp 2 km (jeden Tag 2 mal hin und zurück, uff!!). Doch die Mühe lohnt sich. Die Altstadt gleicht einem mittelalterlichen Museum. Sie wurde während den Weltkriegen grossenteils verschont. Imposant begrüsst uns die Grafenburg (Gravensteen), welche zwischen 1180 und 1200 erbaut wurde.



Eine grosse Auswahl Beizli und Biere machen den Tag kurzweilig. Um einen Überblick über die Stadt zu erhalten, machen wir eine 40-minütige Bootsfahrt auf der Leie, welche in Gent in die Schelde mündet. Mittelalterliche Gebäude flankieren den Fluss, so Kornhäuser, ein Zollhäuschen, ein altes Kloster und viele Patrizierhäuser. Wir laufen vorbei am historischen Postgebäude, an der Sankt Nikolauskirche und am Belfried, einem trutzigen Turm.












Die grosse Kathedrale ist dem heiligen Baaf (= Bavo) gewidmet. Der Genter Altar in der Kathedrale gilt als das wohl wertvollste und am meisten gestohlene Werk der Welt. Die Gebrüder voa Eyck schufen es zwischen 1420 und 1432. Wir haben Glück und erhalten gegen Bezahlung einen raschen Zutritt. Die filigrane Malerarbeit zeigt im Zentrum das Lamm Gottes. Auf den Seitenflügeln findet man Adam und Eva. Jede Menge Priester, Jungfrauen und anderes Fussvolk umrahmt das Lamm, welches sein Blut in einen Kelch entleert. Nach dem Besuch des grossen Gotteshauses suchen wir in einem ehrwürdigen Restaurant Schutz vor einem kurzen Regen. Danach durchqueren wir eine kleine Gasse, in welcher Graffiti erlaubt, oder sogar erwünscht ist.









Am Abend drückt die Sonne wieder durch. Bei Rathaus sind viele hundert Velos parkiert. Wir geniessen die märchenhafte Stadt und den schönen Sommerabend am Promenadeufer.




 
 
Heute besuchen wir das Wasserschloss Gravensteen von innen. Die enge und schmale Wendeltreppe durch den Hauptturm hoch ist ein ziemlicher Murks. Schliesslich stehen wir im Rittersaal mit einer Ausstellung von Rüstungen und alten Waffen. Eine Tuchgemälde, welches wohl nicht allzu ernst zu nehmen ist, zeigt was mit den damaligen Feinden des Hauses passieren konnte. Die Aussicht von der obersten Dachplattform aus ist nicht optimal, da viele Läden die Sicht abdecken. Jetzt geht es in die gotische Sankt Nikolauskirche, welche innen eine nüchterne Ruhe ausstrahlt. Daneben steht als imposantes Gebäude die ehrwürdige Post. Sie wurde allerdings grossflächig zu einem Warenhaus umfunktioniert. Auf die Besteigung des Belfrieds, dem Aussichtsturm mit dem Glockenspiel und der grossen Roelandglocke verzichten wir, nachdem wir sehen, dass der Lift erst höher oben starten würde. Die Wärme und der Eintrittspreis rechtfertigen stattdessen ein Bierchen in einer der vielen Strassenbeizen. Es lebt und wuselt in der Innenstadt, auch an einem Mittwoch im Juni wie diesem. 
 






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