9. Entlang der belgisch-deutschen Grenze: Hohes Venn und Eifel

Wir sind nahe am Dreiländereck Niederlande-Belgien-Deutschland. Am Morgen fahren wir aus dem niederländischen Valkenburg (Südlimburg) nach Südosten der deutschen Grenze entgegen. Nahe von Aachen stauen sich die Autos auf einer Länge von 3 km, wofür wir rund 1 zusätzliche Stunde benötigen. Schliesslich erreichen wir das Städtchen Monschau, wo wir für die nächsten zwei Tage logieren. Da ein Wetterumschwung mit Regen angesagt wird, machen wir uns schon heute über die belgische Grenze ins  Hochmoor Hohes Venn, ein grosses Naturschutzgebiet von hoher Bedeutung. Hier gibt es kilometerlange Wanderwege auf Holzrosten über den Torfboden. Da die Stege jedoch schmal und die Lücken zwischen den Brettern gross sind, ist das Laufen mit Stöcken eine mühsame Sache. Deshalb wandern wir auf asphaltieren Velostrassen. Auch von da hat man Einblicke in die Moorlandschaft. Die weiträumige Heide leidet unter der Trockenheit und Hitze dieses Sommers. Trotzdem findet man viele Naturschönheiten. Pfeifengräser, Bulten und Schlenken prägen die Landschaft. Roter Fingerhut, Glockenblumen, Wacholder, Tormentill, Johanniskraut, Flockenblumen und Orchideen sind für Wildbienen und Schmetterlinge attraktiv. In den Birken und Föhren pfeifen Gartengrasmücke und Nachtigall. Die Weite scheint endlos, die Wanderung ebenfalls.




















Zurück in Monschau richten wir uns im Hotel Hochem wohlig ein. Der Ort ist sehr touristisch, die Parkplätze sind übervoll und in den Gassen herrscht emsiges Treiben. Riegelbauten an der Rur, ein von Prunk strotzendes Rote Haus der ehemaligen Tuchmacher, ein Landgericht, die Kirche und das dominante Schloss oberhalb der Stadt geben der Kleinstadt eine persönliche Note. Auch das Nachtessen ist bereits charakteristisch germanisch.








Am folgenden Tag nutzen wir die Regenpause, um zur Burg hochzusteigen. Vor unserem Hotel steht aus Bronze „Maasens Päulche“, ein Hausierer und Original (wie im Kanton Uri der Seifen-Christeli). Das Städtchen Monschau mit seinen Riegelhäusern ist eng gebaut, der spärliche Platz wurde schon früher optimal genutzt. So überragt das zweite Stockwerk manchmal das Fundament. Das Felsenhäuschen klebt an der steilen Felswand zur Burg. Nach wackerem Treppensteigen haben wir von der Burg aus einen schönen Ausblick ins enge Rurtal. Der schlossähnlicher Annex der Burg wird als Jugendherberge genutzt. Ein früheres nahes Kloster wurde zu einem Altenheim umfunktioniert. Wir besuchen die evangelische Stadtkirche mit dem Schwan auf deren Kirchturmspitze, ein Symbol des tschechischen Reformators Jan Hus, welcher als Gans (= Hus) geköpft wurde, doch als schöner Schwan auferstehen werde. Die denkmalgeschützte Kirche wurde im Stil von Louis XVI gebaut und später den Ansichten Luthers angepasst. Mit einem aktuellen Begrüssungstext zeigt sie heute ihre Weltoffenheit.












Am Nachmittag besuchen wir das Rote Haus der Tuchmacherfamilie Scheibler. Dieses Wahrzeichen von Prunk und Reichtum ist heute ein Museum. Hier werden die im Rokoko sehr begehrten Wolltücherproduktion und der Stinkreichtum der Patrizierfamilie in Monschau gezeigt. Danach durchqueren wir weitere Gassen des Städtchens, bewundern die Stahlplastik von Alf Lechner, welcher wie mein Vater Fritz Wüthrich am 17.04.1925 geboren wurde und besuchen die relativ moderne katholische Kirche. Und da wir beide (Urs und Rigette) im Sternzeichen des Widders geboren wurden, finden wir auch an einem goldenen Widder gefallen, während uns das Hüftgold eher an unsere zunehmenden Jahrringe erinnert.





 









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